Häufige Fragen zum Thema Nitrolack

Grundsätzliches Warum wurde Nitrolack von den großen Herstellern in den 50er Jahren verwendet? Welche Vorteile und Nachteile hat Nitrolack gegenüber anderen Lacken ? Warum wird heute nach wie vor Nitrolack verwendet? Warum nicht einfach Autolack verwenden? Auf der Gitarre befindet sich bereits ein Lack. Ist dieser kompatibel mit Eurem Nitrolack? Auf welchen Oberflächen kann Nitrolack eingesetzt werden? Vor dem Kauf Was ist der Unterschied zwischen Schnellschleifgrund und Grundierung? Wie viele Dosen Lack benötige ich ? Mein Gitarrenhals sieht ganz neu aus. Wie kann ich ihn gealtert wirken lassen ? Wie schwierig ist es, die Lackierung selber vorzunehmen? Benötige ich eine Atemschutzmaske ? Warum wurde Nitrolack von den großen Herstellern in den 50er Jahren verwendet? In den 50er Jahren wurde Nitrolack in der Automobil und Möbelindustrie massenhaft verwendet. Es gab keine bewusste Entscheidung von Herstellern wie Fender©, Gibson© oder Martin© für die Verwendung von diesem Lack auf Musikinstrumenten etwa zur Klangverbesserung. Die Entscheidung für diesen Lack fiel allein aus ökonomischen Gründen. Welche Vorteile und Nachteile hat Nitrolack gegenüber anderen Lacken ? Vorteile: Schnelle Trocknung Einfache Anwendung (kein Härter, UV Licht oder Ähnliches notwendig) Bei Lackierfehlern kann einfach leicht angeschliffen und überlackiert werden. Die Schichten "schmelzen" ineinander Äußerst dünne Lackschichten möglich   Nachteile: Der Lack ist heute nur nur schwierig zu erhalten Die Verwendung in bestimmten Staaten (z.B. Kalifornien) ist aus umweltschutzgründen nicht zulässig. Bis zur völligen Aushärtung werden Wochen benötigt. Der Lack sinkt etwas ein. Nach etwa 2 Wochen Trocknungszeit kann  nass geschliffen werden. Es sind mehrere Schichten Lack notwendig, da die Schichten extrem dünn sind Für Massenproduktion daher aufwändig und teuer Der Lack kann Risse bilden (bei der heutigen Anwendung allerdings ausdrücklich erwünscht) Warum wird heute nach wie vor Nitrolack verwendet? Gegen Ende der 60erJahre stiegen Hersteller wie Fender auf Poly Lacke um. Durch die Umstellung des Produktionsprozesses waren die Lackschichten hier zunächst extrem dick. (dies änderte sich im Laufe der Zeit ein wenig).  Klang Viele Gitarristen und Instrumentenbauer sind der Auffassung, dass diese dicken Lackschichten den Klang maßgeblich negativ beinflussen. Zu diesem Punkt gibt es die unterschiedlichsten Meinungen. Haptik / Feeling Die Haptik einer nitorlackierten Gitarre ist für mich sehr anders die Haptik einer mit Poly Lack lackierten Gitarre. Ich möchte jetzt nicht esoterisch werden. Aber bei der Verwendung des dünnen Nitrolacks gibt es für mich eine direktere Verbindung zum Instrument. Ich fühle mich direkt "zu Hause". Auf das Spielgefühl und die Spielfreude hat dies für mich einen maßgeblichen Einfluss.  Optik Viele meiner Kunden möchten durch den Einsatz von Nitrolacken eine Vintage (Relic) Optik erhalten. Ein Reißen des Lackes und ein realistisches agen ist nur mit Hilfe von Nitrolack möglich. Zusammenfassung Sehr dünne Lackschichten möglich. Dadurch nach Meinung von Musikern und Herstellern besseres Resonanzverhalten des Holzes möglich. Sehr anderes Spielgefühlt. Kein "Plastikgefühl" beim Spielen. Ideal zum Erzielen einer Vintage (Relic) Optik Warum nicht einfach Auto Lack verwenden? Es ist richtig, dass  Fender© früher Autolacke verwendete. So wurde beispielsweise das bekannte Fiesta Red auch beim 56er Ford Thunderbird verwendet. Diese Farben sind in den USA teilweise noch erhältlich. In Europa wird man hier leider nicht fündig werden. Zudem härten manche Autolacke auf Holz nicht optimal bzw. erst nach sehr langer Zeit aus.  Original Farbtöne nicht verfügbar Teilweise schlechtes Aushärten Relicing nicht möglich  In der Regel dickeres Finish Linktipp: Fender Custom Colors in the 60ths Auf der Gitarre befindet sich bereits ein Lack. Ist dieser kompatibel mit Eurem Nitrolack? Da man oft gar nicht sagen kann um welchen Lack es sich handelt, ist die Frage nur sehr schwer zu beanworten. Nitrolacke und Shellack Lackierungen sollten grundsätzlich funktionieren. Ich empfehle hier evtl. ein wenig Lack auf ein Wattestäbchen zu sprühen und im Inneren der Gitarre die Reaktion unseres Nitrolackes auf den vorhanden Lack zu prüfen. Im Zweifel sollte der komplette bestehende Lack abgeschliffen werden (Refinish) Wie schwierig ist es, die Lackierung selber vorzunehmen? Einfacher als Du denkst ! Selbst Lacknasen oder sonstige kleine Fehler sind kein Problem. Einfach wieder leicht runterschleifen und die nächste Lackschicht aufbringen. Die Schichten fließen dabei ineinander.  Damit ihr ein Gefühl  für Abstand und Geschwindigkeit beim Sprühen entwickelt,  zunächst einen kleinen Test auf einem Stück Karton oder Holz vornehmen. So erspart ihr Euch mühevolle Korrekturen auf dem Korpus. Bitte vermeidet zunächst transparente Finishes. Vor allen Dingen Sunburst Finishes da diese doch schon etwas Erfahrung benötigen. Kein Problem sind alle deckenden Farben. Schwierige Finishes wie Sunburst oder transparentes Butterscotch zu Anfang vermeiden Mit deckenden Farben anfangen Farbauftrag auf einem Stück Karton oder Holz testen Benötige ich eine Atemschutzmaske? Ja eine Maske ist sehr zu empfehlen. Eine einfache Staubschutzmaske ist hier allerdings völlig nutzlos. Es ist eine Maske mit Filterung A2P2 notwendig. Diese ist beispielsweise hier zu finden. Hinweis : Obwohl Wasserbasierte Lacke im Vergleich zu Lösungsmittelbasierten Lacken (wie Nitrolack) weitgehend geruchsneutral sind, verfügen diese über sehr feine Partikel die in die Lunge gelangen können. Diese sind also nur vermeintlich wenig schädlich für die Gesundheit. Auch hier empfiehlt sich das Tragen einer Maske. Wie viele Dosen Nitrolack benötige ich? Unser Lack ist sehr hoch konzentriert, daher ist eine Dose pro Arbeitsgang in der Regel völlig ausreichend. Dies ist jedoch auch davon abhängig, wie gewissenhaft man vorarbeitet und wie ökonomisch man sprüht. Kratzer oder Macken die sich bereits im rohen Holz befinden erfordern eine höhere Menge an Lack um dies auszugleichen. Es sollte sichergestellt werden, dass diese vor der Lackierung entfernt werden. (bei den von uns gelieferten Bodies in der Regel nicht notwendig) 1 Dose Schnellschleifgrund / Grundierung 1 Dose deckender oder getönter Lack 1 Dose Nitro Klarlack  Was ist der Unterschied zwischen Schnellschleifgrund und Grundierung? Die weiße (oder auch graue) Grundierung wird unter deckendem Lack verwendet. Der transparente Schnellschleifgrund unter transparenten Finishes (Sunburst, Butterscotch etc.). Im Prinzip handelt es sich in beiden Fällen um eine Grundierung. Es wird immer nur eines dieser Produkte benötigt. Beide Produkte sind günstiger als Klarlack oder deckender Lack und lassen sich wesentlich leichter schleifen. Mein Gitarrenhals sieht ganz neu aus. Wie kann ich ihn gealtert wirken lassen ? Wir haben unterschiedliche Lacke für die Halslackierung  im Angebot. Diese sind sehr schwach konzentriert. Mit dem jedem Auftrag wird der Farbton etwas intensiver bzw. dunkler. Ihr könnt Euch auf diese Weise an den gewünschten Farbton herantasten. Auf welchen Oberflächen kann Nitrolack eingesetzt werden. Zellulose Schnellschleifgrund Schellack bzw. Schellack Schnellschleifgrund auf getönten Nitrocellulose Lacken (z.B. Butterscotch oder Blonde) auf deckenden, farbigen Cellulose Farben (z.B. Fiesta Red) Metallic Zellulose Farben Unser Nitrolack kann möglicherweise auch auf anderen Untergründen verwenden werden. Wir empfehlen dies allerdings nicht.  Die Lösemittel des Nitrozellulose Lack verschmilzen sehr stark mit den anderen Schichten. Dies ist einer der Vorteile des Lackes da der Lack sehr einfach repariert bzw. überlackiert werden kann. Wird der Lack allerdings auf Untergründen verwendet welche nicht kompatibel sind, kann es zu ungewünschten Ergebnissen kommen. Falls es keine andere Möglichkeit gibt, sollte die erste Schicht Nitrolack möglichst dünn gesprüht werden, damit alle Lösungsmittel verdampfen bevor sie die Oberfläche errreichen. Hierdurch wird das Risiko einer ungewollten Reaktion gering gehalten.